Gabi Blum / Index / Info / Books / Contact / Shop / K&K





Gabi Blum
The Wolpertinger Project
Ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum

Menzinger Straße 118, 80997 München und an weiteren Orten in der Siedlung Neulustheim

Projektzeitraum 03. Juli bis 11. August 2023

The Wolpertinger Project hinterfragt und kommentiert die kontroverse Situation in München Ober- und Untermenzing, wo in der Siedlung Neulustheim zwischen Waldhorn-, Lechel- und Menzinger Straße nach 100 Jahren Erbpacht Grundstücke an das Land Bayern zurückfallen und derzeit teilweise ungenutzt sind. Zentrales Element ist die Kulisse einer fragmentarischen Hausfassade, die auf einem der leer stehenden Grundstücke aufgestellt wird. Sie ist Ausgangspunkt für weitere Interventionen im Viertel und wird begleitet von einer audiovisuellen Recherche. Das Projekt entwickelt eine poetische Bestandsaufnahme von einem Viertel im Umbruch und tritt in Interaktion mit den Anwohner*innen. Es befasst sich mit der Vergangenheit und einer spekulativen Zukunft der Umgebung. Geplant sind Rundgänge mit Führungen, Screenings und Anhörungen mit weiteren Gästen, sowie einem kleinen Wiederaufleben der ehemaligen Waldwirtschaft Wolpertinger.

Ein Projekt im Rahmen der Annuale "Freiräume" von Public Art München und mit einem Arbeitsanzug von Alicia Henry






T e r m i n e


Samstag 22.7. 15 Uhr Eröffnung mit Richtfest
am Gartenzaun mit kleinem Rundgang und Umtrunk im Anschluß. Es geht pünktlich los.

Freitag 28.07.
17 Uhr Rundgang mit Anhörung
in Zusammenarbeit mit Federico Sánchez zur Musik von Sam Spence (R.I.P.), ehemaliger Bewohner der Menzinger Straße 118, Input von Emanuel Mooner (NFL Hits) und Dieter Rehm (ECM Records), sowie mit der Gastgeberin Barbara Schüler.

– leider abgesagt wegen Regen – Freitag 04.08. 17 Uhr Rundgang mit Leerstandskontrolle
und genauere Betrachtung der Häuser im Viertel, sowie der Zeichnungen ebendieser von Peter Gericke aus der Publikation „1919-1969 Fünfzig Jahre Siedlung Neulustheim“.

Freitag 11.08. 17 Uhr Rundgang mit Spurensuche und Gespräch
über den Duft der Freiheit in den künstlerischen Arbeiten von Sandra Hauser, Irene Bauer-Conrad und Gabi Blum mit Lena von Geyso (Public Art München), Screening exemplarischer Arbeiten in der Garage. Sandra Hauser und ihr Pferd Don Orèo sind mit dem Projekt „I would prefer not to“ in den folgenden Tagen in der Siedlung Neulustheim zu sehen.

Alle Rundgänge starten an der Kulisse in der Menzinger Straße 118 und enden jeweils in einer symbolischen Biergartensituation im Viertel, denn namensgebend für das Projekt ist die ehemalige Waldwirtschaft Wolpertinger, die bis Mitte der 80er Jahre Treffpunkt der Siedlerschaft Neulustheim war. Die Besucher*innen werden auf Original Stühlen aus dem Wirtshaus sitzen. Aktualisierungen (bei Schlechtwetter) werden hier bekannt gegeben.

Zaungespräche immer donnerstags 13.7. bis 10.8. um 18 Uhr für Anwohner*innen und Interessierte




A n r e i s e

Am Besten mit dem Fahrrad von der Innenstadt kommend durch Neuhausen am Schloßkanal und nördlich der Schloßmauer entlang über die Station Amalienburgstraße drüber und direkt in die Menzinger Straße rein. Alternativ parallel zur Menzinger Straße ab Höhe Klinikum Dritter Orden durch die Wäldchen und an der Fasanerie vorbei durchs Eichgehölz in die Siedlung Neulustheim direkt hinein.

Öffentlich: S2 nach Untermenzing oder S1 / U3 nach Moosach, dann Bus 162 bis Heerstraße oder 10 Minuten laufen. Tram 17 bis Amalienburgstraße und Bus 162 bis Heerstraße oder 10 Minuten laufen.





K o n t a k t


Kontaktieren Sie mich gerne per E-Mail
Telefon: 089 121 115 11 mit Anrufbeantworter
Instagram: @the.wolpertinger.project








D o k u m e n t a t i o n



Um chronologisch lesen zu können bitte nach ganz unten scrollen und von unten nach oben lesen.


_______________________ 24. August _______________________



Bye bye Menzing!

Schade dass alles vorbei ist, aber ich komme wieder – keine Frage.
Wer darüber informiert werden will, wie das Projekt weiter geht oder wann die Publikation herauskommt, kann sich hier für den Newsletter anmelden.

Auf dieser Seite werden nach und nach auch weitere Inhalte und Informationen eingestellt werden.
Immer mal wieder rein schauen lohnt sich oder auch ein Klick auf Instagram @the.wolpertinger.project





_______________________ 14. August _______________________


Und das Pferd?


Ab 14. August ist Sandra Hauser mit ihrem Pferd Don Orèo in Menzing unterwegs, um dem Ort einen letzten Schliff Western zu verleihen.
Die Beiden reiten vorrangig ab Dämmerung, also halten Sie ihre Ohren offen oder stellen sich einen Klappstuhl in den Vorgarten.

Sandra Hauser, begabt mit dem Talent des Pferdeflüsterns und seit ihrem dritten Lebensjahr reitend, beschloss 2019 ihre persönliche Affinität zu diesen Tieren in ihrer künstlerischen Praxis zu nutzen. Seitdem ist sie in die Entwicklung des Langzeitprojekts »I Would Prefer Not To« vertieft. Nachdem sich Sandra Hauser und ihr Pferd Don Orèo ein Jahr lang gegenseitig trainiert haben, sind sie seit 2022 gemeinsam in Europa unterwegs auf der Suche nach innerer Freiheit, Abenteuer und Abstraktion im Alltag. Nach Brüssel und Wien begeben sie sich in der dritten Episode in München auf die Spuren nach Hausers Herkunft, werden Teil von »The Wolpertinger Project« von Gabi Blum und verlieren sich auf dem langen Weg nach Sacramento wie einst Zorro, Gringo und Zapata in Münchener G’schichten von Helmut Dietl.

Der Arbeitsaufenthalt im Sommeratelier des Kunstraum München begleitet den gesamten Aufenthalt im August 2023.
Offenes Atelier am 30. August von 17-22 Uhr.




Foto: Susanne Einzenberger






_______________________ 11. August _______________________


Finissage mit letztem Rundgang am Freitag 11. August um 17 Uhr, Treffpunkt Menzinger Straße 118

Wir spazierten zu markanten Highlights im Viertel und konnten ein paar exemplarische Häuser (alte, neue, leere, verschwundene) mit ihren Besitzer*innen und Nachbar*innen besprechen, um final bei Irene Bauer-Conrad in der Lechelstraße einzukehren und eine Atelierführung zu bekommen. Mit Fledermaus und Pferdeäpfeln. Die Giesinger Brauerei spendierte ein paar Helle und es gab handgemachten Obazda, dazu ein Künstlerinnengespräch moderiert von Lena von Geyso mit Irene Bauer-Conrad, Gabi Blum und Sandra Hauser, sowie Videoscreenings in der Garage. Es war sehr schön und wunderbar viele Menschen sind gekommen. Danke an euch, dass ihr dieses Projekt mit gefüllt habt und besonders viel Danke an Herrn Schürer und Frau Sepp, die uns ihre Gärten und Häuser gezeigt haben und das größte Danke für diesen Rundgang geht an Irene Bauer-Conrad für die Gastfreundschaft!

Die Route die wir gegangen sind hier noch einmal zum nachlaufen:



Ein Highlight des Tages war das folgende Foto, welches eine Nachbarin mitbrachte. Links sieht man den tanzenden Sam Spence mit ihr als junges Mädchen und im Vordergrund die Frau von Sam, Friedel (sie war Skifahrerin und eine "Nicht-Hausfrau"), tanzend mit dem Vater. Danke fürs vorbei bringen! Sam Spence war ein großer Mann, wie man hier gut erkennen kann.




Viele Menschen fragten auch nach weiteren Informationen zur Situation im Viertel bezüglich der Leerstände.
Da kann man sich zum Beispiel auf dieser Seite informieren: Moloch München und die Geschehnisse weiter verfolgen.






_______________________ 29. Juli _______________________


Der Rundgang am gestrigen Freitag war turbulent und vielschichtig. Trotz drohendem Regen kamen viele Menschen und sind mit uns durchs Viertel gegangen, haben der Musik von Sam Spence gelauscht und den Überraschungsgast Emanuel Mooner am Sportplatz begrüsst. Dieter Rehm hat uns später im Mini Biergarten in der Schlehbuschstraße Plattencover gezeigt, die er für ECM Records Pasing gemacht hat und später gab es noch eine kleine Garagenparty als der Regen wieder kam. Danke an Federico Sánchez für die tolle Moderation und Vorbereitung!
Danke allen Gästen fürs Kommen!



Fotos: Gabi Blum, Melanie Chacko




Wer noch einmal nachhören möchte, hier die Playlist die wir abgespielt haben:

Playlist Sam Spence & Zombie Nation
01. The Searcher 1:39 (Menzinger 118)
02. Water World 3:10 (Start Spaziergang)
03. Cosmetic, Vs.2 1:06
04. Forest Impression 2:39
05. Electric Texas 2:11
06. Ringo 1:48
07. Flying Low 2:47
08. Let All The Earth…. 3:47 (Einzug ins Stadion …)
09. Electro Combat 2:05
10. Sideline To Sideline 2:47
11. Kernkraft 400 4:45
12. Kernkraft (Sport Chant Stadium) 5:31
13. Leaving 2:05 (Auszug aus dem Stadion …)
14. Where 2:40
15. Frog Spawn 0:56
16. The Net 2:07
17. Sunflower 2:38
18. Sunken Ship 1:12 (Ankunft Schlehbusch … bei Barbara)


Die Route zum nachgehen:




Musik von Sam Spence auf Youtube:




Die Begleitveranstaltungen werden leider nicht von den Bezirksausschüssen Pasing-Obermenzing und Allach-Untermenzing unterstützt. Beide Anträge wurden vollständig abgelehnt. Begründungen: Das Projekt wird schon vom Kulturreferat gefördert und: Der Bezirksausschuss hat in diesem Jahr einen anderen Investitionsschwerpunkt. Das ist sehr schade, denn so arbeiten wir hier mit minimalem Restbudget und weitestgehend unbezahlt, so wie es bei Künstler*innen oftmals der Fall ist. Das Budget des Kulturreferats reichte für die Umsetzung der Kulisse und für die grundsätzliche Organisation, aber nicht für die Organisation und Umsetzung der Rundgänge. Dennoch wollte ich die Veranstaltungen nicht absagen, da ich die Vermittlung und den Dialog wichtig finde. Gerade solche Projekte bringen verschiedene Menschen zusammen und Kunstprojekte in die Stadtviertel und sollten immer gefördert werden!




_______________________ 26. Juli _______________________









Die Karte von 1969 mit Ergänzungen von 2023. Die Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständig- oder Richtigkeit, ist aber eine gute Anleitung für Rundgänge auf eigene Faust. Am Besten startet man in der Menzinger Straße 118 an der Kulisse. Stärkung ist gegenüber bei Menzingers möglich. Dann über die Schlehbuschstraße rein ins Viertel, nach links abbiegen und in den Dschungel der Nußhäherstraße eintauchen. An der Gabelung zur Lechelstraße auf der Bank eine kurze Pause einlegen und dann nach dem verwunschensten Haus im Viertel suchen. Es ist vor lauter Wildwuchs kaum zu sehen, befindet sich aber eher am Ende der Nußhäherstraße. Den Brezn-Briefkasten ein paar Häuser davor nicht verpassen. Achtung: Vogelnest drin! Dann die lange Lechelstraße mit den typischen Vorgewenden entlang schlendern und Häuser finden, die nicht mehr bewohnt sind. Tipp: Kette am Tor und die Vorgewende sind oftmals verwildert. Den Rest des im Sturm umgefallenen Baumes Ecke Niethammerstraße begutachten und dann in die Niethammerstraße abbiegen und die Hühner finden. Davor die Bank aus altem Snowboard für eine kurze Pause benutzen. Den kreuzenden Rehsteig zumindest kurz begehen oder auch gleich ganz rüberqueren in die Grünspechtstraße. Diese und alle anderen Straßen ohne befestigte Gehsteige sind übrigens Privatstraßen. Die Grünspechtstraße dann ganz runter gehen bis ins Wäldchen. Nicht verpassen: den Neubau so ziemlich in der Mitte der Straße, evtl. Nr. 21. Sieht aus wie eine Playmobil Villa und ist aktuell bei Immobilienscout inseriert. Vielleicht einfach mal anrufen, Besichtigungstermin ausmachen und Gebot abgeben? Und sich dann auf dem Rollrasen wälzen. Von dort aus Richtung Schlehbuschstraße weitergehen un das schöne Haus in der Nußhäherstraße 12 anschauen, eins meiner liebsten leerstehenden Häuser mit schöner Lampe am Giebel seitlich. Oder aber Richtung Waldhornstraße gehen und dort die Nr. 3 anschauen. Ein recht neues Haus aber schon lange leer. Bei einem der Stürme ist mal ein Baum aufs Garagendach gefallen. Davor an der Ecke den mit dicker Patina versehenen alten roten Volvo begutachten (Bitte nicht reinigen! Der ist von Herrn Taschenbier vom Sams und muss so aussehen). Dann die Waldhornstraße hochlaufen bis zur Querung Schlehbuschstraße. Schräg gegenüber das ehemalige Schwesternheim anschauen und auf dem Weg davor: Nicht die Hausnummern 11 und 15 verpssen. Hier gibt es wieder Brezn-Briefkästen und eine fehlende Brezn-Briefkasten-Klappe sowie den schönen Baum im Zaun (schon länger). Dann ins Eichgehölz reinqueren, rechts die Nr. 9 ansehen, ein wirklich feines Haus das nicht bewohnt ist und in die andere Richtung zur Nummer 15 gehen um zu sehen wo das Museum Peter Gehring ist. Das ist ein toller Bau von Gustav Gsaenger und steht unter Denkmalschutz. Besuch des Museums ist nach Anmeldung möglich. Die Straße ist eine Sackgasse. Also zurück und in den Wald Richtung Fasanerie Biergarten oder falls noch Puste übrig ist: Den Rest der Waldhornstraße hochlaufen und weitere Häuser anschauen, sowie die Brachfläche auf der Nr. 21. Dann noch mal die Lechelstraße rein gehen oder schauen um zurück zum Ausgangspunkt zu kommenbei Irene und der Bethlehemskirche vorbei. Oder nach rechts gehen vorbei an der Kirche St. Raphael wo sich der Kunstraum "Unterkirche" befindet und zum Sportplatz. Dort kann man auch einkehren oder aber weiter laufen ins angrenzende Viertel Hartmannshofen über die wirklich schöne Pirschstraße am Hartmannshofer Bach entlang. Hier gibt es viele kleinere leerstehende Häuser und man erreicht bald die Tankstelle in der Allacherstraße für Erfrischungsgetränke und um die Ecke ist auch die U- und S-Bahn Station Moosach.


Audio Datei von der Kassette "Waldhornstraße", ein Dachbodenfund aus der Schlehbuschstraße.
Es muss sich um eine ältere Radioaufnahme handeln, die sich mit Jagdmusik und der Münchner Waldhornstraße befasst. Hier ein Ausschnitt, den wir auch auf dem letzten Rundgang zusammen mit der Musik von Sam Spence gehört haben.




_______________________ 25. Juli _______________________


Ankündigung der Wolpertinger Rundgänge in der SZ "Musik für Helden":
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-sam-spence-american-football-gabi-blum-the-wolpertinger-project-1.6064197




_______________________ 24. Juli _______________________



The Wolpertinger Project zu Gast bei Bayern 2 Kulturwelt





_______________________ 22. Juli _______________________


die hüterin des ortes sie spricht.

das haus
das keines ist!

das haus
das nur raum ein nimmt

und keines ist
ohja

das haus das keines ist
nur so tut als ob

als hommage an
alle häuser
hier

wie das haus vom gsaenger entwurf
„kleines billiges haus“

8,30 m breit
so hat ers gedacht

und dann

brannte plötzlich
sein eigenes haus
mit atelier

ab

...













Fotos: Florian a. Betz




Auszug der Eröffnungsrede:



Liebe Menzingerinnen und Menzinger,
liebe Besucherinnen und Besucher aus anderen Vierteln,
liebe Kinder,

Schön dass Sie so zahlreich gekommen sind und sich für dieses Kunstprojekt interessieren!

...

Die Siedlung Neulustheim. In den Nachkriegsjahren des 20. Jahrhunderts wurden die ehemaligen Jagdgründe des Schloß Nymphenburg in Erbpacht vergeben, um der anhaltenden Wohnungsnot entgegenzuwirken. Intention für die zwischen 1000 und 3000 qm großen Grundstücke war die Selbstversorgung mit Gemüseanbau und Viehhaltung, die damals sogar verpflichtend war. Heute befindet sich das ursprünglich als „Soziale Eigenheim-Siedlung Neulustheim e.G.m.b.H“ gegründete Gebiet zwischen Waldhorn-, Lechel- und Menzinger Straße in einem historischen Wandel, denn nach mehr als 100 Jahren laufen die Erbpachtverträge schrittweise aus und die Grundstücke fallen zurück an das Land Bayern. Einige von Ihnen wurden bereits veräußert und neu bebaut, andere stehen derzeit leer. Die Stadt München hält an ihrem strengen Bebauungsplan fest, denn der Ort ist eine grüne Lunge und soll es auch bleiben, eine Maximalbebauung ist also nicht möglich. Nun soll es zu einer Einigigung gekommen sein und eine Wohnbebauung zu fairen Mietpreisen (13 Euro pro qm) scheint geplant und auch über eine Verlängerung der auslaufenden Erbpachtverträge wird beraten. (Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 15. Juni 2023 „Im Gartenidyll entstehen nun doch günstige Wohnungen“). Der noch bestehende Verein „Siedlung Neulustheim e.V.“ feierte 2019 sein 100 jähriges Bestehen, doch die Solidargemeinschaft schwindet und bisherige gemeinsame Pflichten der Siedler*innen, wie das Pflegen der Vorgewende und der Privatstraßen, müssen neu organisiert werden.

The Wolpertinger Project kommentiert diese kontroverse Situation mit der Kulisse einer fragmentarischen Hausfassade auf dem leerstehenden Grundstück in der Menzinger Straße 118 und geht dabei der Frage nach, wie sich Stadtraum verändert und was das mit den Menschen macht. Es entwickelt eine poetische Bestandsaufnahme von einem Viertel im Umbruch. Die Kulisse steht symbolisch als Musterfassade und Projektionsfläche für Vergangenheit und Zukunft, sie spekuliert über Form und Funktion von Bauwerken und Menschen, sowie deren Rollenverhältnis und -verständnis. Sie wirkt wie ein Gegenpol zu aktuellen Bebauungsplänen und stadtpolitischen Visionen, wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, das ohne tatsächliche Funktion Raum einnimmt und einen temporären Freiraum für sich und andere schafft, um Austausch und Begegnungen auf einer neuen Ebene zu ermöglichen.

Ich als Künstlerin arbeite auf diesem angespannten Terrain unter strengen Auflagen, darf keine Besucher*innen auf den Grund und Boden lassen, das Haus nicht fotografieren oder filmen, nichts über den Gartenzaun verkaufen. Die Immobilien Freistaat Bayern hat es mir ermöglichst hier meine Installation aufzustellen und so habe ich 100 qm gegen eine Gebühr von 2 Euro pro Quadratmeter pro Woche für 6 Wochen gemietet. Die interessierten Besucher*innen aber müssen vom Gartenzaun aus schauen und das symbolische Richtfest wird auf dem Gehsteig begossen, während die letzten Handgriffe an der Kulisse getätigt werden, und das Waldhorn auch dazu spielen wird. Von dem traditionellen Schnapsglaswurf vom Dachstuhl aus wird hier abgesehen, denn auf dem Grundstück leben viele kleine Lebewesen und unter anderem auch Weinbergschnecken, die sich nicht an Scherben verletzen sollen.

An den folgenden Freitagen 28.7., 4.8. und 11.8. jeweils um 17 Uhr lade ich Sie zu Rundgängen mit verschiedenen thematischen Aufhängern und Gästen ein. Alle Rundgänge starten hier an der Kulisse und enden jeweils in einer symbolischen Biergartensituation, denn namensgebend für das Projekt ist die ehemalige Waldwirtschaft Wolpertinger, die bis zum Jahr 1990 in der Nußhäherstraße 14 stand und Treffpunkt der Siedlerschaft war. Die Besucher*innen werden auf Original Stühlen aus dem Wirtshaus sitzen und auch bei allen Rundgängen etwas über die Geschichte der Siedlung erfahren.

...

Ich danke der VG Bildkunst, die mich in der Pandemie mit einem Recherchestipendium für dieses Projekt unterstützt hat; dem Kulturreferat der Stadt München – Abteilung Public Art München, die das Budget für dieses Projekt bereitgestellt hat; der Immobilien Freistaat Bayern, die so mutig waren mir dieses Grundstück zur Verfügung zu stellen (auch wenn ich dafür zahlen muss); den Anwohnerinnen und Anwohnern in Menzing, die mir für Interviews und am Zaun schon mit vielen Gesprächen weitergeholfen haben; Irene Bauer-Conrad und Barbara Schüler als feste Felsen im Viertel, die mir Rückendeckung gegeben haben; Alicia Henry, die mir diesen tollen Arbeitsanzug für das Projekt gefertigt hat; Federico Sanchez für den tollen Input zum Rundgang schon mal vorab; Sam Spence, der in diesem Haus gelebt hat für den guten Flow, den das Grundstück hat; Sandra Hauser als Verbündete bei der Suche nach Freiheitsmomenten in der Kunst; sowie meiner Familie, die wie immer sehr geduldig mit mir war, wenn ich Projekte dieser Art umsetze.

....




Videoschnipsel gefilmt von Lilian Robl







Danke fürs Kommen!







_______________________ 21. Juli _______________________


Die Zeit vergeht wie im Flug und nach drei intensiven Wochen Aufbau und vielen Zaungesprächen ist der Ort bereit für eine offizielle kleine Eröffnung. Morgen um 15 Uhr, wenn es nicht stürmt oder schüttet: Treffpunkt Menzinger Straße 118 am Gartenzaun. Ich freue mich auf alle die kommen, das Haus ist bereit!








_______________________ 15. Juli _______________________

Dachbodenfund: Dias zum "Siedlung Neulustheim Quiz" mit Details aus dem Viertel, u.a. dem Schild zur Waldgaststätte, die dann auch den Namen Wolpertinger trug.






_______________________ 12. Juli _______________________


Heute hat Sam Spence, der seit 2016 verstorben ist, Post bekommen!







_______________________ 10. Juli _______________________



Die ehemalige Besitzerin der Waldwirtschaft Wolpertinger lebt wohl nebenan in Hartmannshofen und wurde beim Spaziergang mit Hund gesichtet.

Liebe Frau Hammer – oder wenn jemand sie kennt – melde Dich!

Das Projekt heißt übrigens "The Wolpertinger Project" wegen diesem ehemaligen Treffpunkt, den es bis Mitte der 80er Jahre in der Nußhäherstraße 14 (heute Schlehbuschstraße 8 und 10) gab. Das temporäre Kunstprojekt will ebenso einen Ort zum Treffen und Austauschen schaffen. Die Kulisse steht symbolisch als Musterfassade und Projektionsfläche für Vergangenheit und Zukunft, sie spekuliert über Form und Funktion von Bauwerken und Menschen, sowie deren Rollenverhältnis und -verständnis. Sie wirkt wie ein Gegenpol zu aktuellen Bebauungsplänen und stadtpolitischen Visionen, wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, das ohne tatsächliche Funktion Raum einnimmt und einen temporären Freiraum für sich und andere schafft, um Austausch und Begegnungen auf einer neuen Ebene zu ermöglichen. Bisher gelingt das ganz, gut denn täglich finden Zaungespräche statt. Bei den Rundgängen werden die Besucher*innen übrigens auf Original Stühlen aus dem Wolpertinger sitzen.

Die Definition des Wolpertingers laut Wikipedia: "Der Wolpertinger ist ein bayerisches Fabelwesen, dessen genauer Ursprung unklar ist. Es wird als ein Mischwesen in unterschiedlichen Formen beschrieben und abgebildet, zum Beispiel als Eichhörnchen mit Entenschnabel oder als Hase mit Entenflügeln."


U p d a t e: Kurzfristig gab es die Vermutung Frau Hammer sei immer mittags mit ihrem Hund in der Fasanerie unterwegs, diese Annahme wurde aber nicht weiter verfolgt. Die letzte Wirtin im Wolpertinger, der auch "Wipper" genannt wurde hieß Frau Schmidt und ist wohl schon verstorben (R.I.P. Frau Schmidt). In Sachen Wirtin sind wir nicht weiter gekommen. Dafür aber gab es einen Fund auf Speicher in der Schlehbuschtraße mit Dias die ein Foto des Schildes zum Wolpertinger zeigen. Die Waldwirtschaft Neulustheim war wohl schon vor der Siedlung da und hieß später dann Wolpertinger. 1990 hat der Wolpertinger geschlossen, das Grundstück ehemals Nußhäherstraße 14 ist schon lange neu bebaut.




_______________________ 09. Juli _______________________

Suche Bläser oder Waldhornspieler für die Eröffnung, freue mich über Nachrichten per Telefon 089 121 115 11 oder E-Mail








U p d a t e: Ich habe keine Hornbläser gebraucht, weil ich die passende Kassette "Waldhornstraße" auf dem Speicher in der Schlehbuschstraße gefunden habe.





_______________________ 08. Juli _______________________

Das Wolpertinger Telefon freut sich über Nachrichten auf dem Anrufbeantworter: 089 121 115 11








_______________________ 05. Juli _______________________

Zeichnung von Peter Gericke aus der Publikation "Fünfzig Jahre Siedlung Neulustheim" aus dem Jahr 1969. In dem Buch hat er alle Häuser der Siedlung gezeichnet.

U p d a t e: Zur Eröffnung kamen die ehemalige Nachbarn von Peter Gericke, der auch in der Menzinger Straße lebte, die sich sehr über die Publikation und die Thematisierung der Häuser gefreut haben, sie haben Gericke bis zuletzt mit gepflegt.








_______________________ 03. Juli _______________________




Mit diesem Haus fing alles an. Es ist das Haus von Sam Spence in der Menzinger Straße 118. Vor ein paar Jahren ist es mir zum ersten Mal aufgefallen. Vor allem im Winter, wenn keine Blätter an den Bäumen sind, kann man es gut sehen und auch, dass hier schon länger niemand mehr lebt. Das Haus darf ich derzeit leider nicht abbilden, da es mir vertraglich untersagt ist, es zu fotografieren und zu filmen. Deswegen ist es auf dem Flyer durch eine leere Ebene im Photoshop ersetzt. Das ist sinnbildlich natürlich total gut, da es ja eines der Häuser ist, das höchstwahrscheinlich bald verschwinden wird. Sam ist bereits 2016 verstorben und das Haus nicht mehr in ganz so gutem Zustand. Wer es sehen möchte, kann zu einem der Termine oder auch auch einfach mal so vorbei kommen. Ich finde es wirklich sehr schön und der Ort ist ziemlich verwildert, aber auch sehr friedlich. Meine Installation wird schräg vor dem Haus stehen.


Gibt es jemanden der Sam Spence noch persönlich kannte?



U p d a t e: Inzwischen habe ich sehr viel über Sam Spence erfahren. Er war wohl ein Lebemann, fuhr mit seinem roten 50er Jahre Alpha Romeo Sport Coupé jede noch so kurze Strecke. Seine Frau war Österreicherin, genauer gesagt Wienerin, und wohl eine "Nicht-Hausfrau", da flogen auch mal die Fetzen. Im Alter waren beide schwerhörig und man hat sie durch das halbe Viertel gehört, wenn sie sich unterhalten haben. Die Hälfte vom Jahr waren sie in den USA, Florida oder Bahamas und da haben dann die Nachbarn das Haus gehütet. Von den Nachbarn war auch der große schwarze Hund, an den sich ein Schuljunge, der öfter bei mir vorbei kam, erinnert hat. Der Hund ist wohl immer über den Zaun gesprungen und wahrscheinlich auch noch nachdem Sam Spence im Alter von seinem Sohn in die USA geholt wurde. Seine Frau Friedel war bereits kurz vor ihm gestorben und die Erbpachtnehmerin des Grundstücks. Unklar ist, ob Spence ohne sie dort hätte noch weiter wohnen dürfen.








_______________________ 20. Juni _______________________


Die Karte ist aus der Publikation "Fünfzig Jahre Siedlung Neulustheim", die ich im Antiquariat gefunden habe. Einige der Grundrisse haben sich verändert, manche Flächen wurden bereits neu bebaut und der Pirschgang heißt heute Turmfalkenweg. Die für mein Projekt namensgebende Waldwirtschaft Wolpertinger war in der Nußhäherstraße 14 und ist hier noch eingezeichnet.







_______________________ 15. Juni _______________________


SZ Artikel "Im Gartenidyll entstehen nun doch günstige Wohnungen"
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-hartmannshofen-wohnungen-einigung-1.5934399







_______________________ 04. Mai _______________________




Besuch bei Immobilien Freistaat Bayern um zu besprechen, ob ich eines der leerstehenden Grundstücke in der Siedlung Neulustheim für das Projekt nutzen kann.

U p d a t e: Es hat geklappt, aber ich muss Miete zahlen (2 Euro pro Quadratmeter pro Woche) und darf das Haus nicht fotografieren sowie niemanden auf das Grundstück lassen.